RE: Trainingsplatz - 25

Leya:
"Sehr gern", sagte ich. Ich deutete auf den Sessel. "Darf ich mich setzen?"

Adrian:
"Klar", meinte ich schmunzelnd und sah in unserem gemeinsamen Kühlschrank nach, was zu finden war. "Ich könnte dir Cola, Wasser, Orangensaft oder Apfelschorle anbieten", sagte ich dann.

Leya:
"Wasser", sagte ich. Cola war mir zu süß und Saftschorlen trank ich eher selten. Das war schon ein Luxus.

Adrian:
Ich reichte ihr ihr Wasser und nahm mir eine Cola.

Leya:
Ich sah in mein Wasserglas, doch ich trank keinen Schluck. "Wo hast du das gelernt?"; fragte ich. "Also das Wunden vernähen?"

Adrian:
"Ich will mal Medizin studieren, deshalb habe ich schon ziemliche viele Praktika gemacht", erklärte ich. Das war zwar nur die halbe Wahrheit, warum ich so viele Prakita gemacht hatte, aber das musste sie ja nicht wissen.

Leya:
Ich richtete mich interessiert auf. "Ehrlich? Medizin?" Ich konnte die Bewunderung in meiner Stimme nicht unterdrücken.

Adrian:
Ich lächelte leicht. "Ja", antwortete ich ihr dann schlicht.

Leya:
"Wie kam es zu dieser Entscheidung?", fragte ich neugierig.

Adrian:
"Die meisten sehen in einem Krankenhaus nur den Tod und gefährliche Krankheiten. Aber die meisten ignorieren die Menschen, die sich noch dahinter verbergen. Schon bei meinem ersten Besuch in einem Krankenhauswollte ich unbedingt helfen. Damals fand ich es aber noch faszinierender, wie die Menschen es hinnahmen, dass die Ärzte ihnen spritzen in den Arm gaben", meinte ich nachdenklich. Die andere persönliche Komponente lies ich aus.

Leya:
Ich schwieg eine lange Zeit. Ich wollte noch mehr wissen. Ich suchte nach der richtigen Frage und fand eine. Doch als ich den Mund öffnete, kamen vollkommen andere Fragen über meine Lippen, als ich geplant hatte: "Und was ist der andere Part deiner Entscheidung? In welchen Menschen genau sehen die meisten nur noch eine tödliche Krankheit? Warum warst du wirklich im Krankenhaus?"

Adrian:
Ich sah auf. "Ich war wirklich nur zu Besuch dort und bin dabei immer durch das gesamte Gebäude gestromert. Zumindest in den Bereichen, in die ich durfte. Die Menschen auf der Intensivstation sind meist die Schlimmsten. Ihre Angehörigen sitzen oft einfach nur im Wartebereich auf den Stühlen und weinen, weil sie schon keine Hoffnung mehr haben, weil sie nicht mehr an den Kranken denken", antwortete ich ihr, lies die erste Frage jedoch bewusst aus.

Leya:
Diesmal schwieg ich noch länger. Als ich aufsah, sah ich direkt in seine grünen Augen. "Ich werde nicht weiter fragen", sagte ich leise. "Weil ich verstanden habe, dass es mich nichts angeht. Tut mir Leid. Es ist normalerweise nicht meine Art anderen so persönliche Fragen zu stellen. Ich beantworte sie ja selbst auch nie."

Adrian:
Ich sah sie einen Moment stumm an. "Ist schon in Ordnung", meinte ich dann. "Ich habe dir erzählt, was ich zu erzählen bereit war." Das Thema mit meiner Schewster verschwieg ich ja nicht, weil es mir zu peinlich war, sondern weil das Mitleid anderer sie auch nicht gesünder machte.

Leya:
Ich biss mir auf die Lippe. Ich hatte das Gefühl, etwas entgegnen zu müssen. Etwas von mir preis zu geben, aber ich wusste nicht was. Mir kam meine Wunde in den Sinn.
nein, dann würde er mich hassen.
Vielleicht gar nicht so schlecht.
Ich atmete tief durch, dann sagte ich mit ruhiger, disziplinierter Stimme. "Meine Wunde. Sie stammt von einem Mann, mitte dreißig. Ich habe mit ihm gekämpft und dann habe ich ihn getötet."

(ich muss off. Ciao)

(bis dann :))

Adrian:
Ich glaubte erst, mich verhört zu haben. Ob es eine Lüge war, kam mir gar nicht in den Sinn, weil sie ja immer die Wahrheit sprach. In Gedanken spielte ich verschiedenste Reaktionsmöglichkeiten durch, die alle nur auf ein wort zurückzuführen waren: "Warum?", wollte ich ebenso ruhig wissen und musterte sie. Ich würde sie nicht verurteilen, bs ich nicht die Hintergründe kannte.

Leya:
Ich würde es ihm nicht sagen, zumindest jetzt noch nicht. Die Geschichte war lang, verworren und ich sprach nur sehr ungern darüber. Ich starrte ihn schweigend an, ja herausfordernd. Er sollte sich entscheiden, wie er mich einschätzte. Entweder er würde denken, mein Handeln sei gerechtfertigt, oder er dachte, ich war eine kaltblütige Mörderin ohne Gewissen.
Es war mir gleich. Oder zumindest dachte ich das. Vielleicht belog ich mich gerade auch selbst.

Adrian:
Ich hob eine Braue. Worauf legte sie es an?

Leya:
"Meine Beweggründe sind persönlich, sehr persönlich. Ich werde sie dir nicht mitteilen", sagte ich mit ruhiger Stimme. "Du kannst mich gerne verurteilen, aber ich werde es nicht bereuen. Der Mann hat es verdient."

Adrian:
"Ich werde dich nicht verurteilen, bevor ich deine Beweggründe kenne. Und wenn du sie mir nicht sagen willst ist das okay, aber es führt nicht dazu, dass ich dich für eine kaltblütige Mörderin halte", antwortete ich ihr.

Leya:
Unwillkürlich lächelte ich. Mein Körper entspannte sich. "Na, immerhin weißt du jetzt, warum ich von der Schule geflogen wäre."

Adrian:
"Stimmt", meinte ich schmunzelnd und trank einen Schluck.

Leya:
"Was machst du gerne in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade Wunden vernähst oder Praktika im Krankenhaus absolvierst?", fragte ich um das Thema zu wechseln.

Adrian:
"Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie", meinte ich lächelnd. "Ansonsten mache ich etwas mit Freunden, klimpere ein bisschen auf meiner Gitarre herum oder übe mich im Kampsport", fügte ich hinzu.

Leya:
"Ja, du übst dich definitiv noch", sagte ich neckend.