RE: Stadtpark - 90

Rachel:
"Ich finde die Liebe faszinierend", sagte ich nachdenklich.

Lysander:
"Warum?", wollte ich interessiert wissen.

Rachel:
"Nicht aus den Gründen, warum andere Kitschromane lesen. Oder so ein mist", meinte ich schulterzuckend. "Aber überleg doch mal, wie oft ein Mensch das Wort "liebe" in den Mund nimmt. Ich, zum Beispiel. Ich liebe Schokolade. Aber ich liebe auch Bücher. Ich fühle mich zu ihnen hingezogen, weil ich der Meinung, dass allein sie Wahrheit beinhalten können. Bücher haben keine Hintergedanken. Sie sind einfach da. ABer ich liebe auch Samuel. Aber nicht auf die Art, auf die ich Bücher liebe. Liebe ist so vielseitig und sie verknüpft Dinge miteinander. sie schafft verbindungen. Nciht nur zwischen zwei Dingen, sondern auch zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Gedanken sind ein Augenblick, Gefühle die Ewigkeit."

Lysander:
"Und doch ist Liebe nur ein Gefühl, das unglaublich leicht zu manipulieren ist", entgegnete ich ihr mit einem leichten Lächeln.

Rachel:
"Nein", sagte ich. "Liebe ist rein, doch sie ist mit so vielen anderen Dingen verknüpft. Mit Sehnsucht, mit Verlangen, mit Freude, mit Enttäuschung, mit Angst, mit Glückseligkeit, mit Frieden..." Ich sah ihn an. "Ich glaube nicht, dass Liebe manipulierbar ist, nur die anderen Dinge."

Lysander:
"Wenn du Recht hast, dann wäre dennoch jegliche Zuneigung, jegliche Gefühle die zu Liebe führen veränderbar und ich könnte es schaffen, dass du glaubst, mich zu lieben, nur weil ich über diese kleine, nützliche Gabe verfüge."

Rachel:
Ich nickte. "Vielleicht, doch für mich ist Liebe ein Urinstinkt. Es ist bedinungsloses Vertrauen, dass man tief in sich spürt. Ich kann zwar glauben, dich zu lieben aber wenn ich es nicht wirklich tue, dann kann ich dir nicht vertrauen. Und Vertrauen ist kein Gefühl, sondern ein Zustand. Und das kannst selbst du nicht erzwingen."

Lysander:
"Dafür, dass du noch nie einen Freund hattest, vertrittst du interessante Ansichten", meinte ich schmunzelnd.

Rachel:
"Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun", sagte ich knapp.

Lysander:
Ich grinste amüsiert. "Warst du schon einmal verliebt?", drehte ich den Spieß nun um.

Rachel:
"Ich dachte es", erwiderte ich kurz angebunden.

Lysander:
"Du dachtest es?", hakte ich neugierig nach.

Rachel:
Glücklicherweise brachte der Kellner genau in diesem Moment das Essen und die Getränke. Ich bedankte mich bei ihm.

Lysander:
Ich lehnte mich ein wenig zurück und bedankte mich ebenfalls, ohne jedoch Rachel aus den Augen zu lassen.

RAchel:
Ich sah ihn ebenfalls an, sagte aber nichts auf seine vorangegangene Frage. Ich nahm mir ein Brötchen und schnitt es in zwei Hälften.

Lysander:
"Bitte?", fragte ich schmunzelnd.

Rachel:
"Was?", fragte ich und schmierte Butter auf eine Brötchenhälfte.

Lysander:
"du bist mir noch eine Antwort schuldig", meinte ich und begann ebenfalls mein Brötchen zu bestreichen.

Rachel:
"Was soll ich schon groß dazu sagen?", sagte ich schulterzuckend. "Ich dachte, ich wäre verliebt."

Lysander:
Ich grinste leicht. "Waum dachtest du das?"

Rachel:
"Weil ich ihm vertraut habe. Weil er mir wichtig war und dann hat sich rausgestellt, er war ein Arschloch." Ich sah ihn an.

Lysander:
"Das klingt ziemlich.. blöd", meinte ich. '"Warum war er denn ein Arschloch?"

Rachel:
"Das kannst du dir selbst denken", sagte ich bloß. Ich legte Wurst und Käse auf das Brötchen und biss ein Stück ab. Hmm, lecker. Ich hatte echt hunger gehabt.

Lysander:
Ich betrachtete sie leicht schmunzelnd, schiweg zu diesem Thema nun jedoch endgültig.

Rachel:
"Liest du gerne Bücher?", wollte ich schließlich wissen.